Einerseits: Fotos, Filme, Fernseher, Computermonitore zeigen meist alles zweidimensional, und eigentlich vermisst niemand die räumliche Tiefe. Vorn und hinten ist bestimmt durch Überlappung, Größe und Perspektive, Licht und Schatten, Luft-(Dunst-)Perspektive, oder durch die Schärfentiefe der Flachbilder. Die Welt als Scheibe - und dennoch nicht so empfunden. | ||
Composition in Red, Yellow and Blue |
Links ein garantiert flaches Bild von Pieter Cornelis Mondriaan. | Dies ist keine Gabel: (frei nach René Magritte) |
Rechts ein räumliches (?) Objekt mit Licht und Schatten. |
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Manche Wände in Wohnungen sind mit raffinierten (flachen) Malereien geschmückt, die die Illusion von Tiefe und Räumlichkeit schaffen (Trompe l'oeil). Grenzenlose Ausblicke auch in kleinen Räumen und allerlei optische Verwirrspiele können Wohnungen zu Palästen machen. |
Zweiterseits: Im Alltag ist räumliches Sehen selbstverständlich, kaum noch wahrgenommen. Wir greifen meist erfolgreich nach Gegenständen oder weichen ihnen aus. | Dritterseits: Raumbilder, die tatsächlich dreidimensional sind, erregen Aufmerksamkeit, sind irgendwie besonders und deshalb gibt es diesen Abschnitt. Eigentlich aber sind es die zweidimensionalen Bilder, die seltsam sind... |
Bereits Euklid (300 v. Chr.) und Galenos (um 200 v. Chr., der Arzt von Mark Aurel) hatten Andeutungen über das räumliche Sehen gemacht. Leonardo da Vinci befasste sich mit dem Phänomen, dass man durch das Schauen mit zwei Augen gewissermaßen um einen Gegenstand herumschauen kann. Mit hochgehaltenem Daumen vor diesem Text im mittleren Abstand Auge/Text kann der Text lückenlos weitergelesen werden. Der eine Daumen erscheint wie zwei durchsichtige. | Unsere zwei Augen nehmen ein Objekt aus zwei Blickrichtungen auf, die um den Augenabstand von ca. 6,5 cm versetzt sind. Diese beiden leicht verschiedenen Bilder auf unseren Netzhäuten werden vom Sehapparat zu einem einzigen dreidimensionalen Bild verschmolzen. Umgekehrt kann aus zwei Flachbildern ein Raumbild entstehen, wenn man sie den beiden Augen getrennt zuführt. Bevor die Fotografie entdeckt wurde, war man auf die Hand eines begabten Zeichners angewiesen, der dasselbe Objekt mal mit dem linken und mit dem rechten Auge betrachtet zu Papier brachte. |
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Ca. 1600 brachte Jacopo Chimenti da Empoli eine doppelte Tuschezeichnung zu Papier, die wahrscheinlich für Johann Baptista Porta entstand (einem Gelehrten aus Neapel, der 1593 ein Buch veröffentlichte, um den 3D-Effekt bildlich zu beweisen). Es handelt sich vermutlich um das erste Stereogramm, also um zwei zusammengehörige Flachbilder (den Halbbildern), die ein Raumbild ergeben. | |||
Mit heutigen Mitteln kann die Zeichnung von Empoli als sehr fehlerhaft erkannt werden: die Person hat sich bewegt, und/oder er war nicht präzise genug.
Also: Hut ab!
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Ein Stereogramm allein genügt leider nicht, denn wie bringe ich beide Augen dazu, zwei verschiedene Bilder gleichzeitig zu betrachten? Auf beiden Netzhäuten muss für den Verschmelzungsvorgang an "gleichen" Stellen das jeweils etwas verschiedene Bild sein. Ohne eine unterstützende optische Apparatur ist dies nur durch die beiden Arten des Schielens möglich. | |
Kreuzblick: Richtet man die Augen so aus, als sähe man auf eine sehr nahes Objekt (künstliches Schielen), verdoppelt sich der Hintergrund, wird unscharf und verschiebt sich. Das rechte Bild wird mit dem linken Auge und das linke Bild mit dem rechten Auge betrachtet. Der Kreuzblick ist leichter erlernbar als der Parallelblick und auch für größere Bilder geeignet. | Parallelblick: Man entspannt die Augen, so dass sie sich auf einen unendlich weit entfernten Punkt einstellen (ins Leere stieren). Man schaut in die Unendlichkeit, durch das Stereogramm hindurch. Ist das gelungen, so sollte man die Abbildung räumlich sehen. Wer Schwierigkeiten damit hat, kann eine Pappe zwischen die Halbbilder halten, und mit der Nase auf dem Pappenrand "in die Ferne" schauen. Beim Parallelblick müssen die Stereogramme recht klein sein, sie dürfen mit ihren entsprechenden Bildpunkten nicht weiter als der Augenabstand entfernt sein. |
Bitte schielen: | Bitte dösen: |
Betrachtet man Stereogramme, die für den Kreuzblick geeignet sind, mit dem Parallelblick (oder umgekehrt), so kehrt sich der räumliche Eindruck um oder entsteht erst gar nicht. | |
Mein Großvater warnte mich übrigens vor dem Schielen: Schlägt die Uhr eine volle Stunde, so muss man sein Leben lang schielen. Ich habe nie gewagt, es auszuprobieren. Den Parallelblick habe ich stundenlang in einschläfernden Unterrichtsstunden ohne Nebenwirkungen geprobt, allerdings ohne Stereogramm vor der Nase. |
1851 | Dove | Beschreibung mehrerer Prismenstereoskope und eines einfachen Spiegelstereoskops | Annalen der Physik und Chemie 159 (2-83) | 183 184 185 186 187 188 189 |
1853 | Rollmann | Notiz zur Stereoskopie | Annalen der Physik und Chemie 165 (2-89) | 350 351 |
1856 | Faye | Ueber ein neues Stereoskop | Annalen der Physik und Chemie 175 (2-99) | 641 642 |
1857 | Halske | Stereoskop mit beweglichen Bildern | Annalen der Physik und Chemie 176 (2-100) | 657 658 |
1838 | Das Stereoskop und Stereoskopisches | 5.11.2001 | ||
1853 | Die Anaglyphen | 5.11.2001 | ||
1885 | Der Farbtiefeneffekt | 5.11.2001 | ||
1891 | Die Polarisationsfilter | 5.11.2001 | ||
1896 ? | Das Linsenraster | 5.11.2001 | ||
1920 | Die Shutterbrille | 5.11.2001 | ||
1922 | Der Pulfrich-Effekt | 5.11.2001 | ||
1948 | Die Holografie | 5.11.2001 | ||
1954 | The Single Image Random Dot Stereogram | 5.11.2001 | ||
1982 | Die Voxels | 5.11.2001 | ||
ca. 1985 | The Parallax Illumination | 14.4.2003 |
deutsch | http://www.algonet.se/~gwkoller/index.htm http://www.stereoskopie.de (Link leider defekt) http://www.3d-fotografie.here.de http://www.stereoskopie.ch |
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english | http://www.stereoscopy.com |
Ein 4dimensionaler Würfel als 3dimensionale Projektion in 2 2dimensionalen Stereogrammen für 1 parallelblickenden Betrachter. | http://cip.physik.uni-bonn.de/ScienceSite/hypercubus/main.html |
http://www.perspektrum.de |
Letzte Änderung 14.5.2005 |