Handwärmer
Latentwärmespeicher, Latentwärmekissen, Wärmekissen, Taschenwärmer
Thermobag, Hot-Pack, Hotpack, Heat Pad

Dieser Abschnitt ist Waltraud und Jürgen gewidmet, die mir einen Latent-Handwärmer in Herzform schenkten,
und die mir oft völlig unlatente Herzwärmer sind.

Und ein ganz besonderes Dankeschön an Waltraud, die - seltsamerweise - ohne zu lesen meine Texte liest, und korrigiert!
Dazu folgender Text:
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Jetzt aber: Handwärmer

Kalte Hände sind in der Winterzeit oft ein brennendes Problem. Sie werden mittels fuchteln, reiben, klatschen o. ä. bekämpft oder mit Handschuhen oder einem Muff thermisch isoliert, aber manchmal versagen diese Methoden. Dann hilft nur noch die äußerliche Zuführung von Wärme, z. B. durch angewärmte, langsam abkühlende Dinge.
  • Wer Glück hat, kann ein Glas Glühwein oder eine Tüte frisch gebrannter Mandeln zwischen seinen Händen halten.
  • Besonderen Menschen wird eine Wärmekugel (ein Wärmeapfel) gereicht, eine angewärmte Hohlkugel von ca. 12 cm Durchmesser aus mehr oder minder edlem Metall.
  • Spezielle Füllungen von angewärmten Kissen führen die wohlige Wärme zu. Da gibt es Pulver aus Paraffin und Silikat, Weizen, Dinkel, Hirse, Kirschkernen,... und allerlei anderen biologisch-dynamischen Dingen.

Man kann auch die Wärme von anderen Lebewesen nutzen, aber das ist Geschmackssache.
  • Chinawachteln in den Manteltaschen wurden in China als Handwärmer geschätzt.
  • Ein frischer Kuhfladen tut ebenfalls seine Dienste. Oder gar das Häufchen des eigenen Wuffi (alles Vorschläge aus dem Web).

Problemloser ist eine Art Ofen, der sanft vor sich hin brennt.
  • Glimmende Holzkohlestäbchen in einer Metalldose.
  • Kleine Feuerzeug-Benzinbrenner, nahezu völlig ungefährlich.
  • Beutelchen mit Eisenpulver, Wasser, Speisesalz, Aktiv- und Holzkohle, und Zellulose (Biokatalysator: Vermiculite), die sehr lange (ca. 6 Stunden) eine Temperatur von ca. 50 oC halten.

Aber faszinierend sind Kunststoffbeutel (aus Polyvinylidenfluorid PVDF o.ä.), gefüllt mit einer farblosen, gelartigen Flüssigkeit und einem gebogenen Metallplättchen (Stahlclicker, eine Art Knackfrosch), in denen die Flüssigkeit per Klick fest und weiß und warm wird. Sie sind unter allerlei Namen in Apotheken, Sanitär-, Camping-, Sport- oder Outdoorläden erhältlich.

Solch ein Beutel erwärmt sich auf gut 50 oC und sorgt für 15-30 Minuten für angenehme Wärme, je nach Umgebungstemperatur. Sein Inhalt ist ungiftig und unbedenklich und kann mit dem Hausmüll entsorgt werden.
Es gibt ihn herzförmig oder kreisrund, auch als Smiley.
Und: er kann wieder "aufgeladen" werden! Einfach ein paar Minuten in köchelndes Wasser legen (Mikrowelle sinnlos), bis er wieder vollständig durchsichtig ist, langsam abkühlen lassen (also nicht im Kühlschrank), und er ist bereit für die nächste Handwärmung.

Dieses Spiel kann bis zum Verschleiß des Beutels oder Plättchens wiederholt werden.
Ein Handwärmer mit doppeltem Nutzen: direkt nach dem Aufladen, also noch heiß, kann er Hände auf dem Weg zur Arbeit wärmen, und später auf dem Heimweg dann noch einmal.

Lagern sollte er in seiner flüssigen Form, dann hält er länger.
Näher hingeschaut
Im Beutel befindet sich ein wenig Wasser und Natriumacetat-Trihydrat (NaCH3CO2 · 3H2O), das einen Schmelzpunkt von 58 °C hat. Im "aufgeladenen" Zustand liegt eine sog. unterkühlte Schmelze bzw. übersättigte Lösung vor, denn eigentlich sollte die Substanz längst wieder fest und kristallin geworden sein. Eine genügend große Störung sorgt dann für das "schlagartige" Kristallisieren.

Die Kristallisation beginnt, wenn das unterkühlte Trihydrat mit einem Kristall des Trihydrats oder mit Luft in Berührung kommt. Unter Luftabschluss kann man es bis etwa 0 °C unterkühlen. Warum ein Metallplättchen, an dem man herumbiegt, den Vorgang startet, ist scheint's unklar: manche reden vom "Klick" als Auslöser, also einer Schallwelle, andere von Mikrorissen, die aber wohl schon vor dem Biegen da sind.
Die zum Schmelzen benötigte Wärmemenge (Schmelzwärme, Schmelzenthalpie, Kristallisationswärme) wird wieder frei (160 J/g), und die Temperatur steigt bis zum Schmelzpunkt (also 58 °C).

Da der Beutel kalt gelagert werden kann, gibt es keine Wärmeverluste wie bei einer Thermoflasche (Dewar). Man spricht von einem Latentwärmespeicher (lateo, lateinisch für "verborgen sein"), der ohne Verluste Energie aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben kann. Sie gibt es auch in großer technischen Ausführung für Solaranlagen zur kompakten Wärmespeicherung ohne voluminöse Dämmschichten.
Weitere gut unterkühlbare Substanzen
  • Fixiersalz (Natriumthiosulfat):
    schmilzt bei 48 °C und lässt sich auf etwa 25 °C unterkühlen.

  • Glaubersalz (Natriumsulfat):
    schmilzt bei 32,5 °C. Die Wärmeausbeute ist wegen des niedrigeren Schmelzpunktes gering.

  • Magnesiumnitrat-Hexahydrat Mg(NO3)2 · 6 H2O:
    mit einem Zusatz von Lithiumnitrat liegt der Schmelzpunkt dieser Mischung bei 70-80 °C und einer Wärmedichte von 182 J/cm3.

Für ganz Genaue http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/tip/01_99.htm

Zurück zu "Warmes" Letzte Änderung 18.10.2003