Wasseruhr

Unser fundamentaler zeitlicher Taktgeber ist die Sonne, und mit ihr verbunden der Tag und die Nacht, die beiden großen Zeiteinheiten. Tagsüber und bei unbewölktem Himmel funktionieren Sonnenuhren mit ihrem Schattenwurf, sehr alte Zeitgeber, vermutlich seit über 4000 Jahren bekannt. Der erste Schritt, sich von der Sonne unabhängig zu machen, waren die Sand- und Wasseruhren. Für einen kontinuierlichen Betrieb war dazu ein Sklave nötig, der die Sanduhr drehte, wenn sie abgelaufen war, oder den Wasserstand überwachte. Und schließlich muss jemand mitzählen, um zu wissen, welche Stunde denn nun wirklich ist. Es waren eigentlich Kurzzeitmesser für reiche Leute mit menschlichem Zählwerk.
Die einfachsten Wasseruhren sind "Auslaufmodelle" und bestehen aus einem Gefäß mit einem kleinen Loch im Boden und einer Skala an der Wandung. Sie wurden bei den alten Griechen "Klepshydra" (=Wasserdieb) genannt und funktionieren wie heutige Sanduhren, nur dass man sie nicht umdrehen kann.
Bei den "Einlaufmodellen" fließt Wasser kontinierlich in ein Gefäß hinein, dass ebenfalls mit einer Skala versehen ist. Der Einlauf kann von oben geschehen (ein simples Gefäß füllt sich) oder auch von unten (ein schwimmendes Gefäß mit einem Loch im Boden geht langsam unter). Das "Verrinnen" der Zeit ist bei den Klepshydren offensichtlich.

Ein derzeitiges "Auslaufmodell" sorgt für die Zubereitung von Tee und ist unter dem Namen TeaTimer (c) im Handel. Die Teeblätter befinden sich in einem Sieb mit Schwimmer. Das Ganze wird vom Gewicht einer wassergefüllten Klepshydra in das Teewasser gedrückt. Langsam leert sie sich, und gegen Ende taucht alles per Auftrieb ganz langsam (!) aus dem nun fertigen Tee auf.
Um eine präzise Ziehzeit zu erreichen, leert sich die Klepshydra gegen Ende sehr rasch. Ein Schwimmer, der bislang einen Stöpsel gegen eine große Öffnung im Boden gezogen hat, sinkt herab, die Öffnung wird frei und ein Schwall des restlichen Gewichtswassers fließt aus. Der Tee samt Sieb und leerer Klepsyhdra taucht nun recht rasch (!) auf. Ein verblüffender Anblick.

Drei Zeitmesser in einem, nicht sehr genau, aber einfach und schön. Ein durchsichtiges Röhrchen, gefüllt mit einer zähen Flüssigkeit und ein wenig Luft, eingebettet in Acrylglas. Die unterschiedlichen Steigungswinkel (je nach Lage des Würfels) sorgen für ein verschieden schnelles Aufsteigen der Luftblase.

Zurück zu "Mechanisches" Letzte Änderung 22.1.2003