Aus dem Buch "Natürliches Zauber=Buch Oder Neu=eröffneter Spiel=Platz rarer Künste", 1745: | |
"Es gibt kleine Gläßlein, länglich und Perlen=weiß geblasen. Diese lauffen an einem Ende gantz spitzig zu, am andern als am dickesten Ende darff man sicher und starck mit dem Fusse drauf stehen, so wird das doch nicht zerbrechen. So bald man aber nur ein klein wintzig wenig von der Spitze abbricht, so springen sie in einem Augenblick in mehr als hundert tausend kleine Stücklein, und weiß kein Mensch, wo diese Gläßlein so geschwind hinkommen." |
Auf den "Kopf" dieser spitz auslaufenden Gläslein (Glastränen, Glastropfen) kann man sogar mit einem Hammer draufhauen, ohne dass sie zerbrechen. Aber wehe, der "Schwanz" bricht ab. | Diese Glastränen sind bereits 1625 in mecklenburgischen Glashütten bekannt. 1642 werden sie in Bologna neu erfunden, zusammen mit den Bologneser Fläschchen. |
Heißes geschmolzenes Glas, das rasch abgekühlt wird (in kalter Luft, oder abgeschreckt in kaltem Wasser oder Öl ), wird zuerst an der Oberfläche kühler und dann fest. Diese feste Oberfläche umschließt das heißere, noch flüssige Glas im Innern, das langsam von außen nach innen abkühlt, und kontinuierlich erstarrt. Dabei entstehen große mechanische Spannungen, da sich flüssiges Glas beim Abkühlen stärker zusammenzieht als festes. Ein Glasbrocken, der zu rasch abgekühlt wird, verhält sich wie eine kleine Bombe, nur dass er nicht explodieren, sondern implodieren kann. | Im Inneren herrschen Druckspannungen, gegen die festes Glas recht widerstandsfähig ist (ca. 100 kg / mm2), und in der Oberfläche Zugspannungen, die Glas nicht so gut verträgt, ohne zu zerbrechen (ca. 5 kg / mm2). Ist also ein rasch abgekühlter Glasbrocken ganz geblieben, steht er zwar kurz vor dem Zerspringen, aber man kann sich durchaus daraufstellen oder draufhauen. Wird allerdings seine Oberfläche angeritzt oder bekommt einen Sprung, bricht das fragile Gleichgewicht wie ein Kartenhaus in sich zusammen und er zerstäubt in winzige Splitter. | |
Sicherheitsglas, das bei Beschädigung in viele kleine nicht sehr scharfkantige Splitter zerbirst, funktioniert nach demselben Prinzip. |
Es handelt sich um Flaschen, die derbe Hammerschläge aushalten. Man kann sogar mit ihnen Nägel in ein Stück Holz schlagen. | Bei punktförmiger Beanspruchung zerfallen sie zu Staub, z. B. indem man einen Quarzsplitter ins Innere einer Flasche fallen lässt. |
Ein mittelalterliches "Arzneimittel", von dem überliefert ist, dass es im Jahr 1135 in der Prager Hospital-Apotheke als Medizin verabreicht wurde. Vermutlich handelt es sich um Glasstaub, aufgeschwemmt in Wasser. | Glaswasser ist auch unter dem Begriff "Batavische Tropfen" bzw. "Batavische Tränen" bekannt, ein anderer Name für die Bologneser Tränen. |
1833 | Bellani | Wirkung des Zerplatzens der Glasthränen | Annalen der Chemie und Physik 104 (2-28) | 445 446 |
1867 | Reusch | Einige Beobachtungen an Glasthränen | Annalen der Chemie und Physik 206 (2-130) | 494 495 496 |
1869 | Dufour | Ueber Wärme-Entwicklung beim Explodiren der Glasthränen | Annalen der Chemie und Physik 213 (2-137) | 640 641 642 643 644 |
http://www.physik.tu-dresden.de/iapd/katalog/intern/waerme/4_008.htm http://www.chemieexperimente.de/zauber/traenen.html http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/glas/glast_13.htm |
Letzte Änderung 12.5.2005 |