Der Heronsball ist schlicht ein Gefäß mit einer Röhre, aus der durch Gasdruck Flüssigkeit herausgetrieben wird. Er wird heute noch verwendet in Spritzflaschen der Chemiker, in Parfümzerstäubern und in Schankgefäßen für Bier oder Mineralwasser. Solch ein Schankgefäß wird fälschlicherweise als Syphon (oder Siphon) bezeichnet. Wenn heutzutage ein Barkeeper Sprudelwasser aus einem Syphon in ein Glas spritzt, käme wohl niemand auf die Idee, dass dieses Prinzip von Heron als Feuerlöscher beschrieben wurde. Der Heronsball ermöglicht die Erzeugung eines kontinuierlichen Wasserstrahls, und Heron beschreibt als erster tragbare, zweizylindrige Kolbenpumpwerke aus Bronze mit Wasserkasten und einer Art Wendestrahlrohr. |
Lässt man einen Heronsball mit gefüllter Röhre (vorher ein wenig hineinblasen) möglichst aufrecht fallen, so spritzt Flüssigkeit während des Fallens in hohem Bogen heraus. Im freien Fall verliert die Flüssigkeit ihr Gewicht und somit ihren hydrostatischen Druck. Die Luft im Innern kann sich ungehindert ausdehnen und treibt die Flüssigkeit heraus. Der mit dem Wetter schwankende Luftdruck ändert die Steighöhe des Wassers im Röhrchen, und ein Heronsball ist auch eine Art Goethe-Barometer. |
Das Thermoskop ist die thermische Variante des Heronsballes: erwärmte Luft, die sich ausdehnt, kann eine Flüssigkeit bewegen. Bei Temperaturerhöhung dehnt sich die im oberen Teil des Behälters befindliche Luft aus und drückt das Wasser durch das gebogene Rohr in einen Auffangbehälter. Oder umgekehrt wird bei Abkühlung Wasser aus dem Auffangbehälter in das Rohr zurückgesaugt. Geysire funktionieren nach dem Prinzip des Thermoskopes in beeindruckender Weise. Aber nicht erhitzte Luft, sondern der Dampfdruck von kochendem Wasser sorgt für das Hochspritzen. |
Ein durchsichtiger Heronsball wird dahingehend verändert, dass man in sein Gefäß einen Bogen leicht zerknülltes Kohlepapier bringt. Es soll die Flasche so ausfüllen, dass man möglichst an keiner Stelle mehr durch die Flasche hindurchsehen kann. Stellt man ihn in die Sonne (oder vor einen Infrarotstrahler) tritt aus der Düse eine Wasserfontäne aus. Heron von Alexandrien soll in seinem Garten einen Brunnen gehabt haben, der nach diesem Prinzip arbeitete. Die Fontäne sprudelte nur bei Sonnenschein. |
Wird auf einem Altar (selbstverständlich hohl und aus Metall) Weihrauch entzündet, transportiert die sich ausdehnende Luft weitere brennbare Flüssigkeit durch die verborgenen Röhren in das Feuer. Mit dem gleichen Mechanismus kann auch Weihwasser durch Entzünden eines Feuers in ein Wasserbecken transportiert werden. |
Ein kleiner Porzellanbüffel sprüht einen feinen Wasserstrahl aus seinen Nüstern, wenn er mit heißem Wasser übergossen wird. Füllen kann man den hohlen Büffel, wenn man ihm abwechselnd heiße und kalte Bäder verabreicht (heiß: Luft dehnt sich aus, entweicht durch die Nüstern; kalt: Luft zieht sich zusammen und Wasser wird hineingesogen). Z. Zt. (Frühjahr 2002) zu kaufen bei www.grand-illusions.com\buffalo.htm |
Letzte Änderung 15.1.2002 |